Roman „Wotans Urteil“ :: Der Gott Wotan :: Mitteleuropa zur Zeitenwende :: Archäologische Zeugnisse
Wer war Wotan : Wotans Eigenschaften : Historische Überlieferung : Gottesurteile : Die Ächtung
   
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Wotans Eigenschaften

Wotan besitzt derart viele Aspekte, dass sein Wesen kaum zu begreifen ist. Am ehesten lässt er sich als welterhaltende Symbiose von Tod und Schöpfung fassen.

Sein Handeln ist dynamisch und unberechenbar. Mit Krieg, Rechtsbruch und Zauber überschreitet er immer wieder Grenzen, sogt für Bewegung, Wandel und Erneuerung. Zugleich ist er als König der Götter oberster Wahrer der Weltordnung. Wotan vereinigt in sich die widersprüchlichen Eigenschaften eines blutrünstigen Kriegs- und eines launischen Wettergottes mit denen eines göttlichen Poeten und Sehers von höchster Weisheit.

Auch für die Römer war sein Wesen offenbar schwer einzuordnen, denn sie setzen Wotan nicht mit ihrem Göttervater Jupiter gleich, sondern mit dem umtriebigen Handelsgott Merkur, der ähnlich wie Wotan unermüdlich umherzog.

Die Germanen stellten sich Wotan als einäugigen Reiter vor. Mit Schlapphut und weitem Mantel bekleidet schweifte er auf seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir durch die Welt.

Wotan führt den Speer Gungnir (= der Schwankende). Diese von den Schwarzalben geschaffen Waffe verfehlt niemals ihr Ziel. Wotan markiert damit auf dem Schlachtfeld jene Männer, denen der Tod bestimmt ist. Ein weiteres Attribut ist der kostbare Ring Draupnir (= der Tröpfler). In jeder neunten Nacht tropfen acht ebenso wertvolle Ringe von ihm ab, weshalb der Reichtum seines Besitzers unablässig wächst.

Auf Wotans Schultern hocken die beiden Raben Hugin (= der Gedanke) und Munin ( = die Erinnerung) und flüsterten ihm jeden Morgen ins Ohr, was sie auf ihren nächtlichen Flügen in Erfahrung gebracht haben.

Wotan besitz die Fähigkeit, seine Gestalt beliebig zu verändern.

Wenn er nicht umherzieht, hält sich Wotan mit den anderen Göttern in im himmlischen Asenheim (auch Asgard) auf. Hier thront er auf seinem Hochsitz Hlidskjalf und überwacht das Weltgeschehen. Ihm zu Füßen liegen die Wölfe Freki (= der Gefräßige) und Geri ( = der Gierige).

Wotans Eltern sind die Riesin Bestla und der Riese Bör. Er ist ihr ältester Sohn. Wotans Brüder heißen Vili und Vé. Sie spielen im germanischen Götterhimmel keine große Rolle

Wotans „offizielle“ Gemahlin heißt – je nach Überlieferung – Frigg oder Freyja. Ihr Metier sind die Liebe und die Fruchtbarkeit. Bei Frigg und Freyja handelt es sich eigentlich um zwei unterschiedliche Göttinnen. Ihre Eigenschaften ähneln sich jedoch so stark, dass man beide gleichsetze. Frigg/Freyja entspricht der römischen Venus. Mit dem Namen Freyja sind die Worte „Freien“ , „Freier“ und „Frau“ verbunden. Nach ihr ist bis heute der „Frei-Tag“ benannt.

Wotan stammt aus dem Geschlecht der Asen, während Freyja zu den Wanen gehört, dem zweiten großen Göttergeschlecht der Germanen.

Der gemeinsame Sohn von Wotan und Frigg/ Freyja ist der Frühlingsgott Balder/Baldur – die Verkörperung des Lichts und des Guten.

Ein anderer, sehr mächtiger Sohn Wotans ist Donar. Ihn zeugte er mit der Göttin Jörd (= Erde bzw. Mutter Erde).

Neben diesen beiden hat Wotan noch unzählige andere Kinder, z. B. Heimdall, den scharfäugigen Wächter von Asenheim.

Wotans Name („Wuotan“ – aus „Wodanaz“) ist mit dem Begriff „Wut“ verbunden. Diese „Wut“ steht nicht nur für die Ekstase des Kampfes, sondern generell für höchste Erregung. Denn Wotan ist zwar durchaus der mächtige Kriegsgott, seine überragende Position im Götterhimmel verdankt er jedoch seinen „schamanischen“ Fähigkeiten und seinem überragendem Wissen.

Diese Wissen musste Wotan teuer erkaufen, wie folgende drei Mythen belegen.

  • Der Mythos um die Erkenntnis der Runen: Um das Schicksal der Welt zu ergründen, knüpfte sich Wotan am Weltenbaum Yggdrasil auf und rammte sich einen Speer zwischen die Rippen. An diesem Galgen hing er neun Tage und neue Nächte ohne Speis und Trank. Nach diesem Opfer – einem schamanischen Übergang in die jenseitige Welt zwischen Leben und Tod – wurde Wotan mit der Kenntnis der Runen und mächtiger Zaubersprüche belohnt. Mit dem Runenorakel erlangte er außerordentliche seherische Fähigkeiten.
  • Der Mythos um den Tank der Weisheit: Das Wasser im Brunnen (bzw. der Quelle) des Riesen Mimir birgt die höchste Weisheit. Für einen Trunk daraus verlangte Mimir allerdings ein Auge als Pfand. Wotan war bereit, diesen hohen Preis zu zahlen, und gewann so universales Wissen und Weisheit. (Der Name „Mimir“ ist mit dem lateinischen Wort „memoria“ = Gedächtnis/Erinnerung“ verwandt, dem „memory“ im modernen Englisch)
  • Der Mythos vom Raub des Dichtermets: In der Urzeit hatten die Asen und Wanen miteinander Krieg geführt. Zur Bekräftigung des Friedensschlusses schufen sie aus ihrem Speichel den göttlichen Dichter Kwasir. Hinterlistige Zwerge ermordeten Kwasir und brauten aus seinem Blut unter Zugabe von Honig eine neues Getränk – den Dichtermet. Schließlich gelangte der Met in den Besitz des Riesen Suttung. Der lies ihn von seiner Tochter Gunnlöd Tag und Nacht bewachen Wotan wollte sich jedoch unbedingt die Gabe der (magischen) Dichtkunst und des Gesangs aneignen. Er raubte Gunnlöd den Met unter vielen Gefahren und floh, bevor Suttung einschreiten konnte, in Adlergestalt zurück nach Asenheim.
Als Kriegsgott lehrte Wotan die Aufstellung des Heeres in Keilform (Eberkopf), um die gegnerische Front aufzubrechen. Der Eberkopf blieb auf viele Jahrhunderte die klassische Kampfformation der Germanen in der Feldschlacht.

Wotans Charakter als Gott des Krieges tritt am deutlichsten im Mythos von Wallhall hervor: Mit der Götterdämmerung (Ragnarök/ Muspilli) kommt es zum Endkampf der Götter mit ihren Feinden - den Riesen sowie deren Brut Fenriswolf und Midgardschlange. Wotan rüstet zur Götterdämmerung, indem er ein „Wildes Heer“ aus bewährten Kämpfern aufstellt. Er „rekrutiert“ dieses Heer aus den tapfersten, in der Schlacht gefallenen Kriegern. Diese „Einherier“ werden von Wotans Gehilfinnen – den Walküren - und nach Walhall in Asenheim gebracht. Dort feiern die Einherier, bedient von den Walküren, mit den Göttern rauschende Feste und üben sich im täglichen Kampfspiel für die letzte Schlacht. Da Wotan für sein „Wildes Heer“ unzählige Männer benötigt, hetzt er die Menschen immer aufs Neue in Krieg und Kampf.

Eine Konsequenz des Wallhall-Mythos ist, dass alle Menschen, die nicht im Kampf fallen, statt in den Götterhimmel ins „Hel“ genannte freudlose Totenreich eingingen. Unter diesem Aspekt bestanden für die Gefolgsleute des germanischen Adels durchaus Anreize, den Tod auf dem Schlachtfeld und nicht im Bett (Strohtod) zu suchen.

Hier offenbart sich Wotans „männerbündisches“ Wesen, dem er seinen Aufstieg an die Spitze der germanischen Götter mit verdankte. Dieser Aufstieg hin eng mit dem Aufschwung des Gefolgschaftswesens bei den Germanen während der römisch-germanischen Kämpfe zusammen.

Aber letztlich können all sein Macht und all sein Wissen Wotan nicht vor dem Schicksal bewahren. Zur Götterdämmerung wird ihn der entfesselte Fenriswolf verschlingen. Auf den Trümmern der alten Welt wird ein neues Universum mit neuen Göttern entstehen.
 
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